News aus dem Jahr 2014


31.08.2014 - Schnupperabend

Squaredance - Tanzen der besonderen Art

Zeitungsartikel von Melanie Warkentin

 

(mw) Das kann ja heiter werden, denke ich, als ich die Aula der Städtischen Realschule am vergangenen Mittwochabend betrete. Zu zwei unverbindlichen Schnupperkursen hatte Günter Guse, Vorsitzender der Windmill Dancers Ennigerloh, eingeladen. Dreizehn Neugierige sind dieser Einladung gefolgt, um den Eingefleischten beim Gruppentanzen zuzusehen und sich ggf. in ersten Tanzübungen zu versuchen. Gegebenenfalls? Nachdem wir von Günter Guse begrüßt wurden, tritt einer der vier sogenannten „Caller“ (zu dt. Rufer), Michael Franz, im typischen Westernhemd auf die Bühne, schnappt sich das Mikrofon und teilt uns lächelnd mit: „In der Tanzschule hieß es immer, es bleibt keiner sitzen. Das gilt hier auch.“

 

Spätestens jetzt ist allen Neuankömmlingen, darunter auch mir, klar, dass sie den Abend nicht bequem auf ihren Stühlen in der Aula verbringen werden. Wir müssen alle ran, es führt kein Weg daran vorbei! Während ich mir noch überlege, ob ich hier als totaler Laie auf diesem Gebiet richtig bin, berichtet Günter Guse von der Gründung der Windmill Dancers im September 1999 mit zehn Tanzbegeisterten und bemerkt, dass die Ennigerloher Windmühle mit ihren drehenden Flügeln Namensgeber für die Tanzformation gewesen ist. Heute, fast fünfzehn Jahre später, sind es mittlerweile vierzig Mitglieder im Alter von ca. zwanzig bis Mitte siebzig.

 

Ursprünglich kommt Square Dance aus den USA; die verschiedenen Tanzfiguren basieren auf traditionellen Tänzen verschiedener Völkergruppen, die in die Staaten eingewandert sind. Da die Figuren weltgleich die gleichen sind, kann Square Dance ohne Probleme in jedem Land der Welt getanzt werden.

 

Und schon geht’s los. Fetzige Countrymusik mit Banjo und Geige ertönt von der guten alten Schallplatte, und die Tanzpaare stellen sich nach der Anweisung „Square up“ auf. Kurz darauf ertönen Michael Franz’ Anweisungen auf Englisch. Mit viel Routine, und doch spontan für die Paare, kombiniert Franz im Sprechgesang die verschiedenen Figuren. Ich verstehe nur Bahnhof, bin damit aber nicht alleine, was mir die Gesichter der anderen Neugierigen verraten. Gut, dass erst einmal die Windmill Dancers alleine loslegen. So haben wir Zeit, uns mit den ersten Schritten in der Theorie vertraut zu machen.

 

Dann werden die Gäste auf die Tanzfläche geholt. Immer vier Paare stehen sich beim Quadrattanz gegenüber. Mein Tanzpartner heißt Josef. Wir sind schnell beim Du, denn beim Square Dance darf man keine Scheu vor Körperkontakt haben. Und schon hagelt es in den nächsten zwanzig Minuten haufenweise englische Wörter auf mich ein. Ich bin voll konzentriert. „face in“, „allemand left“, „dos a dos“, „circle left“, „forward and back“ sind nur ein paar der 68 Figurenfamilien im Mainstream (also das grundlegende Programm), die man in der Class lernt. Ich merke schnell: Ohne Englisch geht es nicht, aber das sollte niemanden davon abhalten, Square Dance auszuprobieren.

 

Ich befolge Michael Franz’ Hinweis, dass der Square Dance zu 95 % vom Zuhören und dem Rest vom Umsetzen lebt“, denn ohne Zuhören funktioniert der Gruppentanz nicht. Square Dance ist keine Einzelleistung, sondern funktioniert nur in Teamarbeit. Im Team mit sieben Personen, die ich noch nie zuvor gesehen habe - das wird spannend!

 

In den nächsten zwei Stunden komme ich ganz schön ins Schwitzen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Angst, etwas falsch zu machen, brauche ich nicht zu haben, da die Tanzfolgen nicht auswendig gelernt werden und nur nach den Zurufen des Callers getanzt werden. Schon bald schwirrt mir der Kopf von all den englischen Wörtern, aber mit Josef an meiner Seite habe ich einen geübten Tänzer erwischt, der mich immer wieder in die richtigen Bahnen lenkt.

 

Dass Square Dance nicht nur zu Countrymusik von der Schallplatte funktioniert, sondern auch zu aktuellen Hits vom MP3-Player, beweist unser Caller, der durch seine vielfältigen Rufe immer wieder neue Tanzformationen kreiert. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter mit dem Titellied zur Filmreihe „Beverly Hills Cop“ sowie dem fetzigen Hit „She works hard fort he money“ von Donna Summer aus dem Jahr 1983.

 

Zwischendurch ist Zeit für ein paar kurze Gespräche. Babette aus Ennigerloh, die bereits seit 1999 dabei ist, verrät, dass sie beim Square Dance so richtig abschalten kann. „Früher habe ich Gymnastik gemacht, aber das war nichts für mich“, sagt sie. „Da lag ich auf meiner Matte und ging im Kopf die Termine der Woche durch. Beim Square Dance hat man keine Zeit zum Grübeln, da konzentriert man sich nur aufs Tanzen. Hier werden Körper und Geist gefordert.“

 

Dann sind wir wieder an der Reihe. Mein Tanzpartner ist erneut Josef. Wir lernen weitere Schrittfolgen, und ich hoffe, dass mir die erst soeben einstudierten Figuren nicht schon wieder abhandengekommen sind. Neue Figuren mit den schönen Namen „swing“ und „promenade“ kommen dazu. Kurz darauf schallt Culcha Candelas „Monsta“ lautstark durch die Aula der Realschule. Mit dem „swing“, habe ich so meine Schwierigkeiten, bin damit aber in guter Gesellschaft, als der Caller uns gut zuredet, dass auch die Profis mit der einen oder anderen Figur so ihre Probleme haben. „Swing“ hat es ganz schön in sich. Mein Tanzpartner und ich nehmen die klassische Tanzhaltung ein, die Aufgabe ist in der Theorie nicht schwer: Wir sollen uns umeinander im Uhrzeigersinn drehen und danach wieder nebeneinander stehen. Leider sieht die Praxis anders aus, aber ich gebe mir alle Mühe, unseren Square nicht vollkommen durcheinander zu bringen. Ich gehe im Kopf noch kurz die Schrittfolge durch, da hat mich Josef schon gepackt und herumgewirbelt, ich höre schon den nächsten „Call“, nämlich die „promenade“. Jetzt muss es ruckizucki gehen, Drehung nach rechts und losmarschiert, sonst bringen wir alles durcheinander. Mit dem letzten Call „go home“ begeben wir uns wieder zu unserer Ausgangsposition zurück. Wir scheinen halbwegs alles richtig gemacht zu haben, denn wir kommen da zum Stehen, wo wir losgegangen sind. Gut, dass Josef ein geduldiger Mensch ist. Und weil Square Dancer höflich sind, bedanken wir uns beim Tanzpartner sowie den übrigen Mitgliedern im Square mit einer Verbeugung.

 

 

Ich atme durch. Die zwei Stunden sind wie im Flug vergangen, haben eine Menge Spaß gemacht und - Lust aufs Wiederkommen. Michael Franz scheint mit dem ersten Schnupperabend zufrieden zu sein. Alle lachen noch und können senkrecht gehen. Sechs Figuren haben wir heute gelernt, wobei Franz bemerkt, dass es nicht immer so rasant wie heute zugeht.


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